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Samstag, 9. April 2011

Geheimsprache? Gebärdensprache!

Unter Gebärdensprache versteht man die Kommunikationssprache von tauben Menschen. Sie gebärden mit den Händen ergänzend mit Mimik, Mundbild (ohne Stimme) und im Kontext die entsprechende Körperhaltung. Man unterscheidet „Deutsche Gebärdensprache“ (DGS) und „Lautsprachbegleitende Gebärden“ (LBG) bzw. Gebärdetes Deutsch. Bei der LBG wird jedes einzelne Wort simultan und wortwörtlich gebärdet. Bei DGS wird der Satzaufbau umgestaltet, das Verb kommt am Ende des Satzes, manchmal fällt es sogar ganz weg. Die DGS hat nicht nur eine ganz eigene Grammatik, sondern ermöglicht, dass mehrere Worte durch eine einzige Gebärde ausgedrückt werden. Dadurch wird natürlich die Kommunikation enorm beschleunigt. Wichtig ist es noch zu erwähnen, dass die DGS, unsere Muttersprache, keine Schriftsprache kennt!
Hier mal eine Beispielübersetzung: Der Fahrrad fuhr durch einem Waldweg.
in LBG: „Der“, „Fahrrad“, „fahren“, „Vergangenheit“, „durch“, „ein“, gefingertes "em" und „Waldweg“.
in DGS: „Fahrrad“, „Waldweg“ und „fahren durch einem Waldweg“.

Mit der Gebärdensprache blühen Gehörlose auf, fallen die vermeintlichen Barrieren in ihrem Leben. In Gebärdensprache können sie sich locker und schnell über alles unterhalten.

„Weltgebärdensprache“
Die deutsche Gebärdensprache ist von Land zu Land unterschiedlich. Trotzdem klappt die Verständigung mit ausländischen tauben Menschen ganz gut. Für Hörenden ist Englisch eine Weltsprache. Für uns ist American Sign Language (ASL) die „Weltgebärdensprache“. Außerdem haben wir auch noch die „Internationale Gebärdensprache“, die ich persönlich einfacher finde.  

Dialekte
Außerdem gibt es in der Deutschen Gebärdensprache auch Dialekte! Einige Gebärden zwischen Nord- und Süddeutschland sind sehr unterschiedlich, wie z.B. die Gebärde von Wochentagen. Der Sonntag wird im Süden mit einer betenden Hand vor der Brust beschrieben (viele gehen im Süden sonntags in die Kirche), im Norden wird sich mit der flachen Hand an der Brust runtergestrichen (man zieht sonntags die schönsten Kleider an). Trotz Dialekte gibt es geringe Verständigungsprobleme unter tauben Menschen. Wenn eine Gebärde für uns neu ist, unterstützen sie dann mit Mundbild und Körpersprache, um diesen Dialekt besser zu verstehen.

"Wir sind nicht behindert",
erklären wir, taube Menschen darum immer wieder den Hörenden. Wir sprechen nur eine andere Sprache, sozusagen sind wir eine sprachliche Minderheit. Im Vergleich zu einem hörenden Deutschen, der im Ausland ist, wo er die Sprache nicht kennt, fühlt er sich genauso „behindert“.

Und das Beste zum Schluss:
Ihr könnt einige Worte online im Gebärdenwörterbuch nachschauen, wie sie gebärdet werden: www.spreadthesign.com. Hier werdet ihr auch feststellen können, dass in jedem Land anders gebärdet wird! Außerdem könnt ihr versuchen bei http://www.spreadthesign.com/de/alphabet/ euren Namen zu „fingeralphabetieren“ - viel Spaß!

UPDATE am 17. Juli 2011
Es gibt einige Rückmeldungen zu meinem Blog, was, "wir fühlen uns nicht behindert" betrifft. Ich habe letztes Mal sehr knapp geschrieben und ich erkläre hiermit gern, um Missverständnis zu vermeiden, wie ich das Wort personsbezogen richtig definiere: denn jede Behinderte definiert das Wort „Behinderung“ unterschiedlich. Ich bin in einer tauben Familie aufgewachsen und dort spürte ich die Behinderung fast nicht. Tauben Menschen haben eine eigene Kultur, Schule, Vereine wo sie in Gebärdensprache kommunizieren können. Da fühlen wir uns nicht behindert, weil uns nichts behindert. Wenn wir in normalen Alltag wie zum Beispiel  am Bahnhof sind und die Durchsage nicht mitbekommen, TV oder Radio – werden wir durch die Kommunikation mit Hörende behindert. Man verwendet heutzutage das Wort Barriere. Wir sind sozusagen eine Minderheitsgruppe von Sprache.
Mein Fazit ist:
Wenn ich mit Hörende zusammen bin, bin ich behindert, weil da Kommunikationsschwierigkeiten gibt. Bin ich mit  tauben Menschen zusammen, fühle ich mich nicht behindert. Das heißt nicht, dass ich mich als Gesunde ausgebe.

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